Baumgesundheit

Der smarte Baumflüsterer

Wie geht es den Bäumen in der Gemeinde Kirchheim – und speziell jenen, die auf das Gelände der Landegartenschau verpflanzt wurden? Diese auf den ersten Blick eventuell ungewöhnliche Frage kann weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, das Ökosystem und die Entwicklung der Kommune haben.

Weitreichende Wechselwirkungen

Zwischen Bäumen, Luftqualität, Wohlbefinden und Außentemperatur bestehen enge Verflechtungen und Wechselwirkungen. Neue Datensammlungen sowie deren Auswertung und Vernetzung sollen tiefergehende Erkenntnisse bringen, aus denen dann konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. Dazu hat das Start-up TreeSense aus München als Projektpartner auf dem Gemeindegebiet von Kirchheim ausgewählte Bäume mit Sensoren bestückt, die regelmäßig automatisch Daten über die Vitalität liefern.

Bäume besser verstehen

Die Mission von TreeSense lautet, Bäume für Menschen greifbarer, verständlicher und wertvoller zu machen. Durch die Entwicklung und Anwendung zukunftsweisender Technologien, basierend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, möchte das Unternehmen ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen menschlicher Nutzung und dem Erhalt der endlichen Ressourcen des Ökosystems fördern.

Baumpflege ist arbeitsintensiv und erfordert umfangreiches Fachwissen. Um Bäume innerhalb bebauter Flächen nachhaltig zu erhalten und die Grünflächen für künftige Generationen zu sichern, bedarf es nicht nur einer effizienten und präzisen, sondern auch einer vorausschauenden Pflege. Es genügt nicht, im Frühjahr einen Bewässerungsplan zu erstellen und diesen übers Jahr abzuarbeiten. Vielmehr muss das Bewässerungsmanagement situationsbedingt und bedarfsgerecht angepasst werden, um den Bäumen Trockenstress zu ersparen und eventuelle Krankheiten frühzeitig zu erkennen.   

Fortschrittliche Sensortechnik, die in Kirchheim zum Einsatz kommt, ermöglicht eine individuelle Bewässerung der gemeindeeigenen Bäume. Die ermittelten Daten werden in Echtzeit von einem Algorithmus analysiert, so lässt sich der Wasserbedarf jedes einzelnen Baumes ermitteln. Die Kommune kann den Bewässerungsplan exakt anpassen – das fördert zum einen Gesundheit und Wachstum und spart zum anderen Ressourcen, weil in der Regel weniger Bewässerungsgänge nötig sind. Durch eine zielgerichtete Pflege sind die Bäume robuster und weniger krankheitsanfällig.

Baumsensoren im neuen Ortspark

Ein Pilotprojekt evaluiert den Nutzen der Sensoren im Rahmen des Projekts Smart City. Im November 2020 hat die Gemeinde Kirchheim 18 Großbäume auf das Gelände der Landesgartenschau verpflanzt. An fünf Bäumen wurden Sensoren angebracht, um damit repräsentativ den Gesundheitszustand aufzuzeigen – die Ergebnisse nach einem Jahr waren positiv. Alle Bäume haben den Umzug gut überstanden, lediglich eine Kiefer zeigte Folgen der Trockenheit im Sommer. Eine für künftige Waldplanungen angesichts des Klimawandels interessante Erkenntnis. Nicht nur auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau - dem Gelände des neuen Ortsparks, sondern auch an weiteren Bäumen im Gemeindegebiet finden Messungen statt. 

Umweltschutz und digitale Bildung

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums beteiligen sich aktiv am Projekt Baumgesundheit. Als Smart City Gemeinde und Generationengemeinde vereint Kirchheim somit KI-gestützten Umweltschutz und digitale Bildung. Die Gymnasiasten können auf einer digitalen Plattform anhand der Vitaldaten von ausgewählten Bäumen, die sie teilweise selbst mit Sensoren bestückt haben, deren Status beobachten und so Rückschlüsse auf die Entwicklung ziehen. Die Bäume stehen im Umfeld der Schule sowie auf dem Gelände der Landesgartenschau. 

Open Data für Besucherinnen und Besucher

Besucherinnen und Besucher des Ortsparks in Kirchheim haben auch weiterhin die Möglichkeit, die Daten und Ergebnisse aus dem laufenden Projekt einzusehen. Dazu wurde von den Schülerinnen und Schülern zu jedem Baum ein digitaler Steckbrief mit nützlichen Informationen erstellt. Über einen QR-Code erhält man Zugang zu den Daten und kann diese detailliert studieren. Die digitalen Steckbriefe lassen sich zudem als Vorlage auf weitere Bäume übertragen. So dient die Seminararbeit der Gymnasiasten auch als Master für den Baumlehrpfad der Gemeinde, für Bäume des Jahres oder als Blaupause für andere Kommunen oder Schulen.